Montag, 13. Mai 2013

Leseprobe Up'n down




Gefühle

Für mich war es eigentlich immer am schwierigsten meine Gefühle einzuordnen und ist es noch bis heute. Entweder waren gar keine Gefühle nur Leere vorhanden oder die ganze breite Gefühlspalette kam auf einmal. Ich konnte nur Hass und Wut zuordnen und benennen.

Manche Gefühle sind dann so stark und intensiv das man kaum in der Lage ist diese zu ertragen, aber für mich ist diese alles umfassende Leere immer am schlimmsten zu ertragen, ich will sie töten, meinen Körper wieder fühlen mir Schmerz zufügen das wenigstens etwas da ist. Die Leere kommt immer wenn ich Dissoziationen habe oder nach einem Gefühlschaos das in mir tobte. Dann will ich ein Messer nehmen und es mir tief in die Haut rammen damit ich etwas spüren. Und dann kommt der Hass und die Wut auf mich selbst weil ich damit nicht umgehen kann.

Oder ich kann das passende Gefühl zu einer Situation nicht abrufen. Es ist mir einfach nicht möglich wenn ich angespannt bin und mir jemand was gutes getan habe mich darüber zu freuen, stattdessen werde ich wütend weil er in mein Leben eingegriffen hat oder etwas verändert hat in meinem Leben.

Auf einfache Fragen wie z.B. was ist deine Lieblingsfarbe weiß man auf einmal keine Antwort. Das logische Denken weiß schon „lila“ aber man fühlt es nicht und kann nur Kleinlaut sagen ich weiß es nicht.
An manchen Tagen gehen auch schöne Gefühle wie Liebe sofort mit negativen Gefühlen wie tiefer Eifersucht einher obwohl es gerade überhaupt keinen Grund gibt, aber die negative Stimme in einem sagt dir du bist kein liebenswerter Mensch also warum sollte dich derjenige auch lieben.

Und alle Gefühle werden von der Wut und der Aggression gefolgt die sich so urplötzlich in einem breit macht, man lässt diese an Türen, Schränken, Wänden und Geschirr aus um sich abzuregen oder greift zur Rasierklinge und schneidet sich. Nachdem die Wut abreagiert ist bleibt die Verzweiflung das man nicht in der Lage ist seine Gefühle zu kontrollieren.

Man kommt in seinem Leben immer wieder in Spannungs- und Stresssituationen die man nicht kontrollieren kann, es staut sich in einem auf um dann als Aggression aus einem herauszuplatzen. Dann ist es nicht möglich noch irgendwie vernünftig zu agieren oder Skills einzusetzen, denn das Gefühl hat sich schon so angestaut das es sich nicht mehr kontrollieren lässt und es zu Affekthandlungen kommt. Die Aggression ist glaube ich das Gefühl oder die Art die einen zu Handlungen antreibt die das Umfeld am meisten belasten, gleich nach der Hilflosigkeit die ein Angehöriger wahrscheinlich fühlt wenn man sagt man will nicht mehr leben oder mit blutverschmierten Armen vor einem steht und ihn bittet dich ins Krankenhaus zu fahren damit man wieder zusammengenäht wird.

Es gibt eine so breite Gefühlspalette aber die meisten konnte ich nicht benenne oder wusste nicht wie sie sich anfühlten : Trauer, Freude, Sympathie, Glück, Schmerz, Leid, Mitleid, Angst, Geborgenheit, Unwohlsein eigentlich alle Gefühle die in der mittleren Schiene der Intensität angeordnet sind. Aus Angst wurde gleich Panik, aus Sympathie gleich Liebe, wenn man traurig wurde ging gleich die Welt unter. Auch Leere ist ein Gefühl. Die Depression kommt aus der Leere oder weil man sich unglücklich fühlt und gar nicht weiß warum. Es kommt einem so vor als ob es gerade an einen geflogen ist ohne das was passiert ist.

Und dann fragt dich jemand warum bist du gerade depressiv ..... du kannst es nicht mal benennen, denn als Borderliner muss nicht unbedingt etwas weltbewegendes vorgefallen sein, da reicht ein Stapel dreckiger Teller den man abspülen muss völlig aus um einen in eine tagelang anhaltende Depression zu stürzen.

Das Gefühlschaos und die Leere schlauchen auch den Körper und laugen einen aus. Doch man kann auch versuchen den Umgang mit Gefühlen zu lernen, denn ist es nicht viel schöner einem Menschen ein ehrliches Ich liebe dich zu sagen anstatt zwar Ich liebe dich zu sagen aber es gerade in dem Moment nicht zu fühlen.

Das ganze sollte man natürlich nicht gerade in einer Depression oder Krise erarbeiten, sondern wenn es einem gut geht um dann die Gefühle benennen zu können oder sie fühlen zu lernen, dann kann man auch besser damit umgehen und vermeidet akute Situationen die einen in Anspannung und Wut bringen können und der Mensch und sein Verhalten werden meistens durch Gefühle gesteuert und es ist wichtig auch in Krisensituationen das rationale Denken nicht ganz auszuschalten damit man nicht versehentlich einen Menschen verletzt oder Affekthandlungen vornimmt.

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